Lake & Gino Fuchs - Level 47

Wir alle kennen die auf unseren Seelen brennenden Fragen wie, warum die Banne krumm sei, ob das Ei oder die Henne zuerst kam oder warum ein Kinderlied über grünes Krokodil die Spitzenposition der deutschen Charts einnehmen konnte. Eine wirkliche ernsthafte Fragestellung ist Anfang April wieder aufgeflammt und hat neue Nahrung erhalten: Ist Graffiti eine Kunstform und Ausdruck einer Jugendbewegung oder wie es der Vizepräsident des Berliner Abgeordnetenhauses und ehemalige Landesvorsitzende der Berlinder CDU, Christoph Stölzl, formuliert hat, "die hässliche Fratze der Ellenbogengesinnung, die Freude am Rechtsbruch, die Schadenfreude, die zu den hässlichsten Eigenschaften der Menscheit gehört."

 

Am 07.04.2005 fand der 1. Internationale Anti-Graffiti-Kongress im Roten Rathaus von Berlin statt, wo mehr als 300 Politiker und Wirtschaftsvertreter zusammen kamen, um in erster Linie über die Vorgehensweise gegen Sprayer zu beraten. Der Konsens unter den Teilnehmern wurde schnell gefunden. Es galt Maßnahmen zu treffen, beispielsweise in Form von Gesetzesverschärfungen oder eines Graffiti-Bekämpfungsgesetz, um Sprüher härter und schneller zur Rechenschaft zu ziehen. Ähnlich wie in Dänemark und Norwegen möchte man auch hier in Deutschland das Prinzip der Null-Toleranz durchsetzen. In Dänemark ist das Anbringen von unerlaubten Graffitis eine Straftat, die mit Sanktionen bis zu 300.000 Euro oder Gefängnis bis zu sechs Jahren geahndet wird. In Norwegen droht Sprayern eine Haftstrafe von bis zu vier Jahren.

 

Während des Kongresses setzte der Bundesgrenzschutz erstmalig einen Hubschrauber mit Infrarotgeräten und Wärmebildkameras ein, um Sprayer aufzuspüren und regelrecht zu jagen. Man könnte sogar auf den Gedanken kommen, bei unbelehrbaren Hundebesitzern, deren liebe Tierchen auch das öffentliche Straßenland verunreinigen, ebenfalls den Helikopter einzusetzen. Scherz beiseite, aber sind wir (schon wieder) im Krieg? Bei allem Verständnis für den aufkommenden Unmut, wenn man eine beschmierte und verunstaltete Hausfassade sieht und die für die Beseitigung aufkommenden Kosten vor Augen führt. Die Berliner Verkehrsbetriebe haben alleine im vergangenen Jahr 9,3 Millionen Euro aufgewendet, die hinterlassenen Botschaften von Sprayern zu entfernen. Aber Graffiti ist doch kein Schwerverbrechen. Wenn die Bundesrepublik Deutschland mal so viel Energie aufbringen  würde, gegen die prosperierende Wirtschaftskriminalität oder die ausufernde Schwarzarbeit in Deutschland vorzugehen und entsprechend konsequent zu handeln. Die Unternehmen schätzen den durch wirtschafts kriminelle Handlungen in Deutschland verursachten Schaden im Durchschnitt auf 8,3 Milliarden Euro. Über die Dimension des Schadens verursacht durch die Schwarzarbeit will ich lieber er gar nicht reden.

 

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